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DALRIADA - Erzählungen und Legenden

 
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Ratmar



Anmeldungsdatum: 05.03.2007
Beiträge: 250

BeitragVerfasst am: 24.08.2009 07:37    Titel: DALRIADA - Erzählungen und Legenden Antworten mit Zitat

OT: Es existieren in der Zwischenzeit bereits einige Erzählungen von den letzten Lifes, die sich teilweise wie "Episodenromane" lesen lassen. Wenn gewünscht und Interesse besteht könnten wir an sich auf diesem Thread einiges an Material hinterlegen.

Bitte um Rückmeldungen!
Cool Ratmar
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martin



Anmeldungsdatum: 16.02.2006
Beiträge: 1404
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 27.08.2009 17:09    Titel: Antworten mit Zitat

Ich hab ja nix mit Dalriada zu tun, aber: dafür ist der Bereich hier da! Also los! Wink
_________________
mi llie'n vanima ar lle atara allaneinea! (zum Übersetzen googlen)

Nur echt mit dem Einhorn.
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Arno
Site Admin


Anmeldungsdatum: 29.11.2006
Beiträge: 279
Wohnort: Wien

BeitragVerfasst am: 24.08.2012 11:50    Titel: Antworten mit Zitat

Bei der Hochzeit von Meaghan und Eóghann am letzten Mittwinter wurde von der Königin und Bardin Scathach diese Geschichte erzählt:

Wie die Familie McErskine zu ihrem Namen kam.

Wie wir alle wissen, bedeutet Erskine »Klipenspringer«. Da mögen sich manche fragen wie eine Sippe von Heilern und Viehzüchtern zu diesem Namen gekommen ist. Also hört zu und lernt:

Vor langer, langer Zeit, als Eure Ururureltern noch nicht einmal ein funkeln in den Augen ihrer Eltern gewesen sind, waren die McAulivs an der Küste bereits Fischer. Sie lebten mehr schlecht als recht, da sie nur kleine Fellboote hatten und ansonsten vom Ufer aus fischten. Sie taten dies mit sehr langen Netzen die an einem Ende am Ufer befestigt waren und das andere Ende wurde mit dem Boot möglichst weit hinausgerudert um dann in einem großen Bogen zurück zum Ufer gebracht zu werden. Dann zogen viele starke Männer und Frauen an den Enden, so daß sich im Bauch des Netzes viele Fische verfingen. War das Netz dann am Ufer und die Fische herausgenommen, so hängten die Fischer die Netze am Ufer über lange Stangen die sie in den Boden gerammt hatten, zum trockenen auf.

Ihr fragt Euch sicher »Warum erzählst Du uns jetzt was über das Stellnetzfischen? Was hat das mit dem Namen zu tun?«. Wartet nur, gleich versteht ihr, wie wichtig diese großen Netze am Ufer sein werden.

Weit vor der Küste lebten einige Selkie. Wie ihr alle wisst, sind das Seehunde oder Robben, die, wenn sie an Land gehen, ihr Fell ausziehen können und dann aussehen wie Menschen. Die meisten aus diesem Rudel gingen nur selten an Land. Sie fanden die Menschen gefährlich und seltsam, ja sogar grausam. So mancher von ihnen war in seiner Seehundgestalt von einem menschlichen Jäger angegriffen worden. Darum mieden sie die Menschen. Einer war jedoch dabei, der fand es interessant was die Menschen so trieben. Er schwamm nachts ans Ufer, zog sein Fell aus und beobachtete heimlich die Menschen. Die Idee, Fische mit einem großen Netz zu fangen, gefiel ihm. Er brauchte das zwar nicht, da er in seiner Robbengestalt mit Leichtigkeit genug Fische erwischte, bewunderte aber den Einfallsreichtum der Menschen. Als er wieder einmal nachts am Strand war, zog er seine Robbenhaut aus, versteckte diese in einer Höhle in den Klippen, weit oberhalb der höchsten Flutmarke. Als schöner, aber nackter Mann schlich er sich durchs Dunkel. Allerdings so dunkel war es nicht, der Vollmond beschien den Strand und er hatte nicht bedacht, daß seine weiße Haut weit besser zu sehen war als sein dunkles Fell. Und so geschah das, was nie hätte geschehen dürfen. Einige Menschen sahen ihn. Es war eine Gruppe von jungen Männern und Frauen, die am Strand um ein Feuer getanzt hatten und die schon so einiges an Met und Bier getrunken hatten. Einer rief, »Seht mal, da ist ein Nackter am Strand« und schon liefen einige los um den vermeintlichen Eindringling zu fangen.

Der Selkie in seiner Menschengestalt verstand die Sprache nicht und blieb zunächst stehen. Als er aber erkannte, daß die Jagd ihm galt, lief er so schnell er konnte den Strand entlang um zu den Klippen mit seiner Haut zu kommen. Der Strand war hell und auch das Mondlicht schien ausreichend, doch gegen die dunklen Klippen sah der Selkie die aufgehängten Netze nicht und ehe er sich's versah hatte er sich auch schon darin verheddert. Die jungen Leute fanden ihn im Netz hängend und fanden das sehr komisch. Sie trieben ihren Spott und machten keine Anstalten ihn aus den Netzen zu befreien. Nur eine junge Frau machte da nicht mit. Sie bemerkte, daß der Mann nicht auf die Schmähungen reagierte. Offensichtlich konnte er ihre Sprache nicht. Sie sah wie schön dieser Mann war und verliebte sich auf der stelle in diesen Fremden. Darum sprach sie: »Hört auf mit eurem Spott. Seht ihr nicht, das er ein Fremder ist. Wahrscheinlich ein Schiffbrüchiger von weit her.« »Ja er ist fremd und darum rechtlos. Ich nehme ihn mit als Sklaven.« So sprach Caoilte (Kwi-el-te), er war einer der stärksten im Dorf. Mit einem großen Schopf flammend roten Haars. Er hatte schon länger ein Auge auf Suanach (SUU an ach) geworfen. Sie aber war an dem Aufbrausenden nicht interessiert. Er hatte zu Recht den Ruf streitlustig, unbeherrscht und jähzornig zu sein.

Suanach war die jüngste Tochter ihres verwitweten Vaters Tola und dieser verwöhnte sie sehr. Darum, und weil sie ihren Vater sehr gut kannte, trat sie Caoilte entgegen und sprach: »Im Namen meines Vaters gewähre ich diesem Fremden Gastfreundschaft.« Alle blickten verblüfft Suanach an. Sie wurde etwas unsicher und fuhr aber dann mutig fort: »So wie meine Brüder, wenn sie an fremden Gestaden Schiffbruch erleiden, gastfreundlich aufgenommen werden sollen, so soll ein Schiffbrüchiger hier Gastfreundschaft finden.« Da alle wussten, daß von ihren vier Brüdern, drei auf Schiffen der McLouds und der McDonalds fuhren und einer seit mehr als einem Jahr als Vermisst galt, senkten sie beschämt die Köpfe und halfen nun den jungen Mann aus dem Netz zu befreien. Caoilte wollte das nicht gelten lassen und meinte: »Ich habe ihn zuerst gesehen. Er ist mein. - Außerdem kann nur dein Vater das Gastrecht aussprechen, er gehört mir.« Das wollten aber die anderen nicht unbedingt gelten lassen und so entschied man, den jungen Mann zu Suanachs Vater zu bringen um von ihm zu hören ob seine Tochter das Recht hatte in seinen Nehmen das Gastrecht auszusprechen.

Während all dies passierte, waren Wolken aufgezogen, der Mond verschwand immer wieder hinter ihren schwarzen Schatten. Der Wind hatte zugelegt und die Brandung toste jetzt sehr viel lauter.

Die ganze Dorfjungend, so muß man diese Gruppe von jungen Menschen wohl nennen, zog nun zum Haus von Tola McAulive McDubh. Um zu erfragen ob er denn dem Fremden das Gastrecht gewähren würde, wie es sein Tochter versprochen hatte. Den Fremden, der noch immer kein Wort gesagt hatte, hatten sie eine Decke gegeben, damit er nicht länger nackt herumlaufen musste. Aber es schien so, als habe der Mann niemals einen Plaid getragen, oder sei überhaupt an das Tragen von Kleidung gewöhnt. Denn kaum hatten sie ihn eingewickelt, schüttelt er die Decke ab und betastet sie neugierig mit den Händen. Es schien als hätte er mehr Freude an den bunten Fäden im Gewebe, als an der Wärme, die die Decke spenden konnte.

Bevor noch der ganze Zug vom Strand aufgebrochen war. Lief schon Ciar (Kie-ar), die engste Freundin von Suanach zum Haus von Tola um ihm zu erzählen was am Strand geschehen war. Sie tat dies unbemerkt von allen und auch, weil Caoilte sie schwer enttäuscht hatte. Er hatte ihr gegenüber von Liebe und Treue gesprochen und dann um eine andere Geworben. Als sie ihn daraufhin ansprach, verlachte er sie und meinte: »So eine wie dich, deren Familie nichts hat, werde ich sicher nicht heiraten. Du warst nur ein hübscher Zeitvertreib.« So einer war der Rothaarige.

Durch die treue Freundin seiner Tochter also wusste Tola bereits von dem Geschehen. Als der ganze Zug bei seinem Haus ankam, trat er vor die Tür, ging auf den Fremden zu und sprach: »Sei mein Gast, so wie es meine Tochter Dir schon in meinem Namen gesagt hat.« Zu den übrigen gewandt erhob er die Stimme, damit ihn alle hören konnten: »Ich danke euch, daß ihr meine Tochter und meinen Gast zum Haus geleitet habt. Das Wetter wird schlechter, so geht nun lieber nach Hause.« Mit diesen Worten wandte er sich um und mit einer Handbewegung bat er die beiden ins Haus.

Als sich die Tür hinter Vater, Tochter und Gast geschlossen hatte, ging der Fremde langsam in den Raum. Er besah sich all die Dinge darin sehr genau. Suanach besah sich den Fremden sehr genau. Er war von mittlerer Größe. Sein Körper sah aus wie der eines Läufers, mit deutlichen Muskeln aber ohne ein Gramm überflüssigen Fetts. Ja er sah nicht mal muskulös aus, wie ein Schmied oder Ringer. Er bewegte sich mit einer Grazie wie ein Berglöwe. Es schien als berühre kaum den Boden wen er ging, so leise war der Schritt seiner bloßen Füße. Aber was ihr am bemerkenswertesten schien, er hatte außer dem Kopfhaar und den Augenbrauen keinerlei andere Körperbehaarung. Auch dort nicht wo jeder Erwachsene, egal ob Mann oder Frau normalerweise behaart ist. Der Vater bat ihn sich auf die Bank zu setzen und bot ihm Suppe und Bier an. Die Suppe, es war eine Fischsuppe, nahm er gerne und as mit sichtlichem Vergnügen. Ja er schleckte die ganze Schüssel aus, ohne sich an den Blicken von Vater und Tochter zu stören. Nach dem sie ihm Zeit gelassen hatten zu essen, versuchten sie mit ihm zu sprechen.

Da er sie aber so fragend ansah, war schnell klar, er versteht ihre Sprache nicht. Da deutete Suanach auf sich und sagte langsam: »Suanach«, deutete auf ihren Vater und sagte: »Tola«. Dann sahen sie ihn fragend an. Er deute ebenfalls auf die beiden und sparche mit sehr fremden Akzent ihr Namen aus. Dann deutet er auf sich: »Erskine«.

Während die drei versuchten herauszufinden wie sie sich verständigen können, frischte draußen der Wind mehr und mehr auf. Plötzlich rollte ein lauter Donner über die Landschaft. Erskine zuckte zusammen und wurde sichtlich unruhig. Die beiden Gastgeber redeten beruhigend auf ihn ein, da sie annahmen, er leider unter der Erinnerung an den Sturm in dem sein schiff gesunken war. Sie gaben ihm heißen Met zu trinken. Der war süß und schwer, denn schlechten Met hatte noch nie einen Platz in Tolas Haus. So wurde der Fremde zusehends müder und müder. Seine Gastgeber besorgten ihm ein paar Decken und bereiteten ihm ein Lager bei der Herdstelle. Dann zogen sie sich in die Schlafkammer zurück.

Als Suanach in ihrem Bett lag musste sie noch lange an die feinen Züge des Fremden denken, an seine glatte Haut und besonders an staunenden grauen Augen. Dieses Grau, wie die See an einem bedeckten Tag. Mit hellen Einsprengselungen wie der Schaum auf den Wellen. Mit diesen Bildern schlief sie ein.

Gegen Morgen, noch war der Tag nicht angebrochen, schreckte bei einem weiteren Donnerschlag Erskine aus dem Schlaf, 'Wo bin ich?, Wie komm ich hier her? Wo ist mein Rudel? Wie so ist es hier so trocken?' All diese Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Dann fielen ihm de Geschehnisse wieder ein. Er musste zurück. Durfte nicht länger an Land bleiben. Er musste zurück in die See.

So schlich er sich so nackt aus dem Haus, wie er gekommen war. Lief durch Sturm und peitschenden Regen zum Strand hinunter. Er erinnerte sich jetzt an den Weg den er hergeführt worden ist. Doch als er zum Strand kam, war kein Strand mehr da. Die Flut, besonders hoch durch Vollmond und Sturm, hatte das Wasser bis zu den Klippen Steigen lassen. So lief er oben die Felskante entlang, bis er glaubte die Stelle gefunden zu haben wo die Höhle mit seinem Fell lag. Dort sprang er mit Anlauf und einem weiten Satz kopfüber in die tobende See. Hätte ihn jemand gesehen, so hätte jeder Beobachter nicht einen Becher Met auf sein Überleben gewettet. Aber kaum im Wasser war er fast schon zu Haus. Er schwamm wie es kein normaler Mensch vermochte. Tauchte mit Wellen und Strömung an den Klippen und fand unter Wasser die Höhle in die er seine Haut gelegt hatte. Er tauchte weit in die Höhle hinein. Suchte und suchte, doch zu seinem Entsetzen hatte die Springflut die Robbenhaut, sein Zauberkleid, hinausgezogen in die unendliche See. Er tauchte und suchte immer wieder. Er wollte es nicht wahrhaben, aber letztlich musste er sein Schicksal annehmen. Er war dazu verdammt an Land zu leben. In einem Menschenkörper. Er tauchte auf, ließ sich mit einer großen Welle die Klippen hochspülen und zog sich auf einen Vorsprung im Fells. Dort kauerte er sich zusammen und weinte und weinte. Seine Heimat, verloren für immer.

Als der Tag längst angebrochen war, sah er keine andere Möglichkeit als zu den Menschen zurück zu gehen, die so freundlich zu ihm gewesen waren. Er kletterte die Klippen hoch und ging zum Haus zurück. In der Tür stand Suanach. »Erskine, wo warst du? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.« Doch er schüttelte nur den Kopf und blickte sie Traurig an. Sie sah diese unendliche Trauer in seinem Blick und dachte: 'Er ist im Sturm an die Küste gegangen und hat sich an alle seine Bordkameraden erinnert.' So nahm sie ihn um die Schulter und führte ihn ganz sanft ins Haus.

Da Erskin akzeptiert hatte, nicht mehr ins Meer zu können, versuchte er sofort die Sprache der Menschen zu erlernen. Auch gewöhnte er sich an die Sitte, Kleidung zu tragen. Er lernte rasch. Äußerte sich aber nie über den Schiffsuntergang, von welcher Insel er herstammt oder welches sein Klansname gewesen sei. Nach einiger Zeit fuhr er mit Tola zum Fischen aus. Nie hatte Tola mehr gefangen, als wenn er auf den Rat von Erskine hörte wo und wann zu fischen war. Auch beim Tauchen nach Muscheln und Krebsen war er unübertroffen. Damit beeindruckt er Tola sehr. Seine Tochter hingegen beeindruckten ganz andere Dinge. Seine Fremdartigkeit, seine grauen Augen, sein schöner Körper. Seine unergründliche Traurigkeit, die aber nie seinen Lebensmut gänzlich begraben konnte. So kam was kommen musste, Suanach gestand Erskine ihre Liebe. Er war verstört, da das Werben unter Selkies ganz anders vonstatten geht und Liebe und Zusammenleben dabei kein besondere Rolle spielt. Doch er hatte in dem Jahr, daß er nun schon bei den Menschen gelebt hatte, einiges über sie gelernt und verstand in etwa worum sie ihn bat und welches Angebot sie da gemacht hatte. Er bat sie um drei Tage Zeit, um darüber nachzudenken. Sie fühlte sich erst entwürdigt, dachte er wolle sie beleidigen, doch bevor sie aufbrausen konnte fiel ihr ein, er ist ja ein Fremder. Vielleicht ist es in seinem Clan oder auf seiner Insel so Brauch. Auch hat er ja keine Familie die er Fragen könnte, ob denn sie die richtige Braut wäre. All das schoss ihr blitzschnell durch den Kopf und sie gestand ihm drei Tage zu, um zu antworten.

Erskine ging zur Küste und schaute stundenlang aufs Meer hinaus. Er dachte an sein Rudel mit dem er in den Heringsschwärmen gejagt hatte. An die sonnigen Klippen auf denen er im Sommer gedöst hatte. An leckere Krebse deren Schalen er noch unter Wasser geknackt hatte. An die Gefahr, die er erlebt hatte, als Haie an die Steilküste kamen. An die farbigen Seesterne und Anemonen und die dunklen Tangwälder. Er wusste, er hatte diese Welt verloren. Jetzt musste er sich eine neue schaffen. War Suanach die Richtige dazu?

So saß er drei Tage und zwei Nächte am Klippenrand. Dann stand er auf und ging zum Haus zurück.

»Ich weiß ich bin fremd hier. Ich kann nicht einmal die Sprache richtig. Ich bin mir nicht sicher ob ich das kann was ihr Liebe nennt. Aber wenn ich es mit einer Menschenfrau lernen kann, dann möchte ich es von niemand anderem lernen als von dir.« Suanach war von dieser seltsamen Liebeserklärung etwas verwirrt. Dachte aber das sei auf etwas ungenügenden Sprachkenntnisse von Erskine zurückzuführen. Als die beiden vor Tola traten um seine Einwilligung zu erbitten, so war das keine große Sache. Er hatte sich schon lange mit diesem Gedanken vertraut gemacht. So einen tüchtigen Fischer konnte sein Tochter gerne heiraten.

Viele Jahre gingen ins Land. Tola war nach einem langen Leben noch vergönnt gewesen seine Enkelkinder auf den Knien zu schaukeln und so ging er zufrieden ins Sommertal.

Suanach und Erskine hatte zwei Söhne Irial (IRIE-al) und Maolán (MAIL aan) und eine Tochter namens Bláthín (BLA-hien). Als die Tochter heranreifte, der eine Bruder war älter, der andere jünger als sie, traf sie eins Tages auf den Sohn von Caoilte, Onchú (AN chuu) wurde er genannt. Den Namen trug er zurecht denn er war gefürchtet als rasender Hund. Rothaarig wie sein Vater, hatte er ein ebensolch explosives Temperament und ein ebenso schlechtes Benehmen. Seine Mutter hatte nur wenige Jahre nach der Geburt seinen Vater verlassen und war zu ihrer Familie zurückgekehrt. Die Richterin hatte, nach dem sie sich die Klagen der Frau angehört hatte, Caolite ein hohes Bußgeld auferlegt. Das stieß ihn in Armut und macht ihn noch wütender. Auch daß die Mutter nichts von ihrem Sohn wissen wollte, da er sie immer an den Vater erinnert hätte, machte die Sache auch nicht leichter. So wuchs Onchú in einem armseligen Haus auf. Ein weiberloser Haushalt, mit einem Vater, der alle Frauen verachtete, seinen Sohn schlug, um ihn hart zu machen und zwischendurch sehr oft besoffen war. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Onchú war bekannt als Schläger, Spinner und Säufer. Jeder ging ihm aus dem Weg und keiner mochte ihn leiden. Auf eine plumpe Art versuchte er Mädchen zu erobern und holte sich Abfuhr um Abfuhr.

Als er Bláthín in ihrer Blüte erblickte, so war er sofort für sie entflammt. Auf seine ungeschickte Weise, versuchte er um sie zu werben. Sie aber fühlte sich bedrängt, wusste nicht recht zu reagieren und getraute sich nicht weg zu laufen. Nie hatte sie Grobheiten in ihrem Haus erlebt oder Unhöflichkeiten. Ihre Eltern hatten immer Wert darauf gelegt, daß sie sich gut benahm. Wie also jetzt Onchú Bláthín bedrängte, so wusste sie nicht schroff genug die Rede zu führen, so daß er verstanden hätte, daß sie ihn abwies. Darum bedrängte er sie immer weiter. Er fühlte sich durch ihre sanfte Rede ermuntert, wiegte sich in dem Glauben sie würde ihn erhören und ging immer weiter. Da aber schließlich, als er schon dabei war ihre Fibeln zu lösen, schrie sie endlich, um auf sich aufmerksam zu machen. Onchú wurde jetzt klar, daß hier etwas nicht so lief wie es sein sollte und er fürchtete sich vor den Konsequenzen. Darum schlug er Bláthín, so daß sie endlich aufhören solle zu schreien. Er schlug so fest, daß sie ihr Bewusstsein verlor.

Onchú wollte gerade fliehen, als ihn Irial, Bláthíns älterer Bruder, erreichte. Als dieser sah, was mit seiner Schwester geschehen war, schlug er voll Zorn auf den Rotharigen ein. Es kam zum Kampf. Sie rangen miteinander und sie schlugen aufeinander ein. Voll Zorn war Irial, ob dem Leid das Onchú seiner Schwester angetan hatte. Er schleuderte den Rothaarigen gegen einen Felsen. Dies brachte jenem den Tod.

Irial führte seine verstörte Schwester zum Haus zurück und dort erzählte er seinem Vater was passiert war. Auch seine Mutter hörte vom dem grausigen Geschehen. Suanach und Erskine waren betrübt ob des Unglücks das passiert war, doch Erskine wusste, daß es nun an ihm war, dem Vater des Toten zu berichten. So machte er sich auf den schweren Gang zu gehen, einem Vater vom Tod des Sohnes zu künden. Schwer war ihm das Herz, da er ja selbst Söhne hatte und wusste wie ihn ein Verlust schmerzen würde.

Er ging zum Strand, wo Caolite seinen Fang aus dem Curragh lud. Er ging zu ihm und erzählte ihm von dem schändlichen Verhalten seines Sohnes und den Folgen die das gehabt hatte. Da übermannte Caolite Trauer und Zorn, weil er nicht glauben wollte, daß sein Sohn durch eigenen Schuld zu Tode gekommen war. Voll Wut, schlug er mit dem Ruder nach Erskine. Dieser ging mit blutüberstromten Kopf zu Boden. Wie er noch mal auf den bereits Wehrlosen hinschlagen wollte, hörte er vom oberen Rand der Klippe Suanach ihren Mann rufen. Jetzt erkannt er was er getan hatte und erschrak über seine Tat. Er hatte einen Unbewaffneten erschlagen. Er wusste er kann das Wergeld niemals bezahlen. So sprang er ins Boot und floh auf die offene See.

Als Suanach an der Klippe war, sah sie wie der Mörder aufs Meer floh. Ihr geliebter Mann lag in seinem eigenen Blut. Sie rief ihre Söhne, dem Vater zu helfen und beide liefen so schnell sie konnten zum Strand. Dort fanden sie den Vater auf den Tod verwundet. Der Ältere schwor Rache dem Mörder und wollte schon ein Boot ins Wasser schieben, um den Flüchtenden zu verfolgen, da deutete der Vater er möge sich mit dem Ohr zu seinem Mund beugen. Er flüsterte ihm zwei Worte ins Ohr. Irial half seiner Mutter und seinem Bruder den Vater zum Haus zu bringen. Der jüngere Sohn kümmerte sich darum, daß es dem Vater an nichts fehle. Die Mutter ging, die Kräuterfrau zu holen, die sich im Dorf um die Kranken kümmerte.

Der ältere Sohn aber ging zur Klippe und rief das erste Wort, wie es ihm der Vater aufgetragen hatte. Es dauerte nicht lange und ein Seehundskopf schaute aus dem Wasser. Da rief er das zweite Wort, wie es ihm aufgetragen war. Dann verschwand der Seehund wieder. Da ihm geheißen war, nach dem zweiten Wort zu warten, blieb er am Strand.

In der Hütte sorgte der jüngere Sohn gemeinsam mit seiner Schwester für den verwundeten Vater. Sie taten was sie konnten, das war aber nicht viel, da sie keine Heiler waren. Nach einiger Zeit begann der Vater zu erzählen. Vom Meer und vom Leben als Selkie. Er sei kein Mensch und nur das Schicksal habe ihn an Land gehalten. Doch sei dieses Schicksal kein schlechtes gewesen, er habe nur Zeit gebraucht das zu erkennen. Er habe lernen dürfen was Liebe ist und das sei mehr als die Götter den Selkie zugestehen. Er werde jetzt gehen, sagte er seinen verzweifelten Kindern, da für ihn im Sommertal kein Platz vorgesehen ist, bat er sie, seinen Körper der See zu übergeben. In ein kleines Boot sollten sie ihn legen und vom Strand abstoßen. Dann sagte er ihnen noch zwei Worte die sie sprechen sollten. Er sank danach erschöpft zurück und starb. Als Suanach mit der Kräuterfrau kam, war es bereits zu spät. Dies war der Zeitpunkt wo Maolán beschloß Heiler zu werden. Niemals, so sagte er sich, will ich so hilflos zusehen müssen, wie ein Leben verrinnt.

Irial stand immer noch an der Klippe und beobachtete das das kleine Boot wie es sich immer mehr dem Horizont näherte. Plötzlich glaubte er eine Bewegung im Wasser zu sehen. Das Wasser rund ums Boot war aufgewühlt. Es sah aus würde dort ein Heringsschwarm versuchen aus dem Wasser zu springen. Dann erkannte er aber, daß die Tiere viel größer sein mussten. Sie sprangen an die Borwand des Boots und brachten es zum kentern. Caolite fiel ins Wasser und wurde sofort nach unten gezogen. Die See schloss sich über ihm, als ob er nie existiert hätte. Jetzt wusste er, worauf ihn sein Vater warten geheißen hat. Seine Rache war getan, er ging langsam zum Haus zurück.

Als er dort ankam, fand er seine Familie in Trauer. Der Vater war gestorben. Seine jüngeren Geschwister erzählten was der Vater ihnen aufgetragen hatte und sie erzählten die Geschichte von Erskine dem Selkie. So blieb nur noch eines zu tun. Als der Leichnam gewaschen und mit den besten Kleidern angetan war, brachte ihn die Familie hinunter zum Strand. Sie nahmen das kleinste Boot das sie hatten und legten ihn hinein. Mit dem großen Fischerboot zogen sie das kleine Curragh hinaus, bis jenseits der Brandung.

Dort rief die Tochter ein Wort und ein Seehund tauchte auf. Dann rief der jüngste Sohn das andre Wort und plötzlich tauchten viele Seehunde auf und schöben das Boot hinaus in die endlose See.

Auf der Fahrt zurück zum Ufer beschloss die Familie sich ab jetzt McErskine McAuliv McDubh zu nennen und immer dafür zu sorgen, daß einer aus der Sippe in der Heilkunst bewandert ist. So ist es geblieben - bis heute.

Und niemand weiß ob es noch jemand gibt, der die geheimen Worte kennt. Denn darüber ist nie mehr gesprochen worden.
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